Drei Lektionen, die ich als Frau in der CEO-Position gelernt habe
- Clivia Koch

- 19. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Viele Frauen in Führungsrollen kennen das Gefühl: Man arbeitet mehr, man gibt alles ‒ und trotzdem reicht es nicht. In meiner Zeit als CEO habe ich erlebt, wie hoch die Erwartungen an Frauen sind ‒ und wie anders sie bewertet werden als Männer. Aus diesen Erfahrungen habe ich drei Lektionen mitgenommen, die ich heute an Frauen in Führungs- und Entscheidungsrollen weitergebe.
1. Kompetenz reicht nicht ‒ Sichtbarkeit entscheidet
Es gab eine Phase, in der ich in 12 Monaten 916 Überstunden geleistet habe. Damals war ich überzeugt: Wenn ich härter arbeite als alle anderen, wird das gesehen und anerkannt.
Heute weiss ich: Leistung allein genügt nicht.
• Wer sichtbar ist, prägt das Bild.
• Wer seine Erfolge nicht kommuniziert, wird oft übersehen.
• Viele Frauen suchen Anerkennung über Mehrarbeit ‒ und laufen so Gefahr, in Überlastungzu geraten.

Meine Lektion: Erfolg bedeutet nicht, immer mehr zu leisten, sondern sich klar zu positionieren, sichtbar zu werden und die eigenen Stärken bewusst einzusetzen.
2. Die Gratwanderung zwischen Härte und Empathie ‒ auch unter Frauen
Als Frau in einer Führungsrolle steht man ständig im Spannungsfeld:
• Tritt man hart auf, gilt man als streng oder kalt.
• Zeigt man Empathie, heisst es schnell „zu weich“ oder „zu emotional“.
Besonders herausfordernd war für mich, dass auch Frauen selbst Frauen kritischer bewerten. Manche begegneten mir mit Distanz, andere wollten zu schnell „Freundin“ sein. Doch Führung braucht klare Rollen und Grenzen.

Meine Lektion: Professionalität wahren, ohne kalt zu wirken. Nähe zulassen, ohne die Rolle zu verlieren. Frauen dürfen ihren eigenen Führungsstil entwickeln ‒ klar in der Sache, menschlich im Umgang, authentisch im Auftritt.
3. Netzwerke schlagen Titel ‒ und die inoffiziellen Regeln
Mit dem CEO-Titel hatte ich formale Macht. Doch die eigentlichen Impulse entstanden oft in inoffiziellen Runden ‒ beim Glas Wein, beim Abendessen, auf Reisen.
Je höher die Männer in der Hierarchie standen, desto kumpelhafter ging es zu. Für mich war es nicht immer leicht, selbstverständlich dabei zu sein. Dazu kamen die Ausrutscher mancher Kollegen im Umgang mit Frauen ‒ Situationen, die man nicht einfach ignorieren konnte.
Und doch: Viele dieser Begegnungen hatten etwas Leichtes, Verbindendes. Manches, was im formellen Rahmen blockiert war, liess sich dort klären ‒ mit Humor, Offenheit und manchmal einem Lachen.
Meine Lektion: Netzwerke sind Beziehungsräume. Frauen sollten diese bewusst betreten ‒ und ihre Rolle dort klar wahren.
Fazit
Meine Jahre als CEO haben mir gezeigt:
• Leistung ohne Sichtbarkeit führt in die Erschöpfung.
• Führung braucht Grenzen ‒ auch im Umgang unter Frauen.
• Einfluss entsteht in Beziehungen ‒ auch ausserhalb des offiziellen Rahmens.
Das sind Themen, die ich heute in meinen Frauenseminaren weitergebe: praxisnah, ehrlich, ermutigend. Denn Frauen in Führungs- und Entscheidungsrollen brauchen Strategien, wie sie sichtbar, wirksam und authentisch führen können ‒ ohne sich zu verbiegen.
Zum Frauenseminar: Sichtbarkeit & Wirkung in Führungsrollen





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